Hier finden Sie den projektbezogenen Bericht zu unserer aktuellen Arbeit.
Hinweise zu nicht erklärten Fachausdrücken finden Sie
in unserem Orgelbaulexikon (pdf).
Zum letzten mal geändert am 24.03.2024
Meist am Wochenende erhalten Sie hier neueste Bilder und Informationen über unsere laufenden Projekte. Vielleicht arbeiten wir ja an einem Projekt in Ihrer Nähe, dann besuchen Sie uns doch einmal. Dieses Besuchsangebot versteht sich natürlich auch für unsere Kollegen. Wir haben keine Geheimnisse und fördern den Dialog, um als Ergebnis gute Orgeln zu erhalten.
Nikolaikirche in Isny
Die Link-Orgel in der Nikolaikirche Isny, Bj. 1961-62
Disposition:
Hauptwerk:
Bourdon 16'
Principal 8'
Gedeckt 8'
Gemshorn 8'
Octave 4'
Fuvola 4'
Quinte 2 2/3'
Superoctave 2'
Mixtur 4f. 1 1/3'
Cornett 2-3f. 2 2/3'
Chamade 8'
Tremulant
Schwellwerk:
Bourdon 8'
Gamba 8'
Unda maris 8' (ab c°)
Principal 4'
Rohrflöte 4'
Piccolo 2'
Nasat 2 2/3'
Terz 1 3/5'
Scharff 3-4 f. 1'
Oboe 8'
Tremulant
Pedalwerk:
Principalbass 16'
Subbass 16'
Octavbass 8'
Flötbass 8'
Quintbass 5 1/3'
Choralbass 4'
Clarinenbass 4'
Trompetenbass 8'
Posaunenbass 16'
Tremulant
Koppeln:
I-Pedal, II-Pedal, II-I
In der Kirche angekommen, wurden die Windladen einer Reinigung unterzogen. Auch mussten die Schleifendichtungen kontrolliert werden. Einige Undichtigkeiten konnten beseitigt werden. Mit der Probierpfeife wurden alle Töne auf Dichtigkeit und Zusammenstiche hin kontrolliert. Alsbald wurden die Windstöcke auf den Windladen verschraubt.
Sogleich konnte das erste Register, der Flötbass 8', eingebaut werden.
An den Mündungen geht es eng her. Auf der Cs-Seite reicht die
Deckenhöhe, nicht jedoch für das tiefe C. Hier muss ein Loch in das
Orgeldach geschnitten werden.
Auch der neue Clarinenbass 4' ist eingetroffen. Hier stehen die
Pfeifen bereit. Die Unterteile der Pfeifen wurden vom Vorgängerregister
übernommen. Die Klangbildenden Teile und die Becher wurden aber
erneuert. Klanglich kann man sich das Register wie eine kleine,
kräftige Trompete vorstellen.
Herbert Schwarz, der Elektriker ist da. Er baut, zusammen mit den Orgelbauern, die Arbeitsbeleuchtung um.
Für den Einbau des Setzers und für die neue Niederspannungsversorgung wurden Kabel gelegt.
Die maroden Bälge des Kleinpedalwerkes wurden ausgebaut, damit sie
in der Werkstatt neu beledert werden können. Diese Arbeit ist an allen
Bälgen, auch der anderen Werke, notwendig. Durch das Loch im
Windkastenboden sind die Tonventile mit ihren Ventilfedern zu erkennen.
Diese Schleifenzugmotoren müssen ersetzt werden.
An den Schleifenangriffen ist einige Bastelarbeit zu erkennen. Die
und die korrekte und stabile Lagerung erfordert Planungarbeit. In
dieser Woche wurden sämtliche neue Schleifenmagnetlager geplant. Sie
können nun per Zeichnung in der Werkstatt vorbereitet werden. Das ist
nötig, damit sich, wenn die alte Elektrik abgeklemmt wird, die Arbeiten
nicht zu sehr in die Länge ziehen. Möglichst schnell soll die Orgel
wieder spielen können.
Die Lager für das Großpedal sind bereits fertig und in die Kirche geliefert.
Pfeifen brauchen, damit sie stabil stehen, sogenannte Raster. Hier
sieht man, wie die Pfeifen des Flötbass 8' angehängt sind.
Rasteranlagen wurden gebaut und ...
... mittels Gratnuten und Gratleisten werden die Pfeifen befestigt.
Diese Methode ist zwar aufwändig, sie punktet jedoch bei
Dauerhaftigkeit, Nebengeräuschen und Ästhetik.
Hier wurde die Posaune 16' rasteriert.
Bei den niedrigeren Metallpfeifen gibt es solche Rasterbretter. Die
Pfeifenstühle und das Material (hier Lindenholz) wurde der Bauart der
Erbauerfirma Link nachempfunden. So fällt der Umbau später nicht mehr groß auf.
Die großen Pfeifen wurden allerdings nicht mehr in die Pfeifenstühle
gestellt. Sie sind nämlich deshalb schon sehr geschädigt worden. Damit
dies nicht wieder geschieht, erhalten alle große Pfeifen Hochraster und
Haften.
Die Windstöcke wurden gebohrt, gefräst, ausgebrannt und verleimt.
Anschließend wurden alle Oberflächen handgehobelt und angeschrieben.
Die Windstöcke von vier Pedalregistern warten auf den Transport in die Kirche.
Bei der renomierten Herstellerfirma Killinger in Freiberg am Neckar
werden die umgebauten Pfeifen der Clarine 4' und die neue Oboe 8'
("Scharfe Oboe" wohlgemerkt) abgeholt.
Die Registerschilder wurden hergestellt und graviert.
Bei der Posaune 16' ging es an die Herstellung der Stiefel und ...
... der Nüsse.
Die wurden allesamt händisch verputzt.
Hier der kleinste ...
... und der größte Ton des Registers.
Am Ende wurde jeder Ton mit seiner Tonbezeichnung ...
... angeschrieben. Hierfür wird immer Tusche verwendet.
Die Köpfe- oder Nüsse wurden montiert, die Zungen, Kehlen und Krücken eingebaut.
Die fertigen Stiefel ...
... und die Becher warten auf den Transport nach Isny.
Sogleich geht es an den Umbau der Windstöcke für die Registeränderungen. Aber davon mehr in der nächsten Woche.
Die frischen Stämme sind gesägt. Gilbert Scharfe inspiziert die Ergebnisse und ...
... ist begeistert: Schöne Ware durchweg! Also wird das Holz ...
... transportiert und im Lager aufgehölzelt. Im Bild zu sehen ist Christian Schwarz, der Sägewerker, bei der Beladung unseres Anhängers. Seinem Feingefühl ist es zu verdanken, dass die Stämme optimal ausgenützt werden können. Er ist mit seiner Säge ein wichtiger Mosaikstein bei der Materialbeschaffung der Orgelbauer aus Bünzwangen.
In der Werkstatt werden die Kehlen für die neue Posaune 16'
vorbereitet. In der tiefen Lage erhalten die Kehlenbahnen eine
Belederung.
Die zugeschnittenen Becherteile werden sortiert. Die Deckel erhalten gleich ihre Intonationsschlitze.
Dann werden sie tonweise zusammengelegt, um sie anschließend verleimen zu können.
Die ersten Becher sind verleimt.
Die Arbeit von Johannes ist, die fertigen Becher zu verputzen. Das geschieht, nach alter Väter Sitte, mit dem Handhobel.
Ein Probeton wird hergestellt.
Hierfür wird auch der Stiefel benötigt. Gilbert Scharfe gibt Wind
auf die Pfeife. Verwundert drehen sich die Spatziergänger vor der
Werkstatt um: "Woher kommt wohl das lautstarke Röhren???"
Für die Verlängerungen der Pfeifenkörper werden die Bretter zugeschnitten, genutet und ...
... verleimt.
Hier sieht man die vorbereiteten Körper, bereits in Form.
Jetzt gibt es Späne. Der Hobel pfeift an der Werkbank. Die
Orgelbauer bevorzugen die gehobelte Oberfläche. Sie ist schön anzusehen
und anzufassen. Gerade auch weil die alten Pfeifenteile ebenso gehobelt
wurden, bietet sich diese Art der Oberflächenbehandlung an.
Seidig glänzen die zur Verleimung bereitliegenden Verlängerungen.
Fertig: Die Pfeifen sind angelängt, Mit Stimmschlitzen versehen, aufgeschnitten und vorintoniert. Es tönt in der Werkstatt.
Im Wald hingegen ist es still. Die Vögel zwitschern, ein Eichelhäher
mosert ob der Eindringlinge. Gilbert Scharfe erhält einen Anruf vom
Förster: Gefällte und gerückte Kiefernstämme warten auf ihre
Begutachtung durch die Orgelbauer. -Tatsächlich kommen ein paar Stämme
für die Verarbeitung im Orgelbau und in der angegliederten Tischlerei
in Frage. Also werden sie gekauft und ...
... aufgeladen. Bis zum Wochenende sind sie bereits an die Säge von
Sägewerker Christian Schwarz transportiert. In der kommenden Woche
werden sie nach den Angaben der Orgelbauer eingeschnitten. Firmenchef
Gilbert Scharfe ist zufrieden: Kurze Wege, gutes Material,
Wertschöpfung in der Region. So passt das!
Die ehemalige Waldflöte 4' aus dem Kleinpedalwerk wird zu einem 8-füßigen Register umgebaut. Zunächst müssen die ...
.. krumm sitzenden Pfeifenfüße entfernt und die Bohrungen in den
Kernen ausgespundet werden. Hierfür werden passgenaue Füllstücke
hergestellt. Anschließend werden die Fußlochbohrungen neu angebracht.
Neue Pfeifenfüße aus Hainbuche werden für das Register hergestellt.
In der Zwischenzeit beginnt Gilbert Scharfe damit, die ersten Probetöne
zu erstellen.
Daher brummt und hupt es in der Werkstatt manchmal seltsam, was oftmals
irritierte Blicke vorrübergehender Spatziergänger provoziert.
Das Holzlager leert sich ja bekanntlich bei jedem Auftrag. Also muss
stets die Lagerung und die Trocknung neuen Materials im Auge behalten
werden. Hier wurden gerade die frisch eingeschnittenen Kiefernstämme
vom Sägewerk geholt. Umgehend werden sie ...
... im Holzlager aufgehölzelt, damit sie trocknen können. Bei den
Kiefern ist schnelles Arbeiten gefragt. Es besteht die Gefahr von
Blaufäule, wenn die Stämme zu lange liegen. Manchmal reicht ein Tag mit
Gewitterlage schon aus, diesen Prozess auszulösen. Daher müssen alle
Rädchen ineinander greifen. Vom Transport des Holzes aus dem Wald über
das Sägewerk bis hin zur Einlagerung in unserem Holzlager. Alle Bretter
sind nach diesem Prozess katalogisiert. So kann später vom Rechner aus
der Bestand erfragt werden. Diese Hölzer hier sind jedoch nicht für die
Verarbeitung für den Auftrag in Isny geeignet. Sie müssen erstmal noch
trocknen. Das dauert pro eingeschnittene Holzstärke in cm ca. 1 Jahr.
Ein Brett mit 30mm dicke trocknet somit über den Zeitraum von 3 Jahren.
Ortswechsel: Die Orgelbauer fahren nach Isny und richten ihren
Arbeitsplatz ein. Zunächst gilt es, die Arbeiten in Zeiträume
aufzuteilen und eine Strategie für einen geordneten Ablauf zu
entwickeln. Hierbei stellt sich heraus, dass es sinnvoll ist, zunächst
mit der Windlade des Kleinpedal zu beginnen. Wie man auf dem Foto
sieht, gibt es in diesem Werk viele hoch liegende Register. Diese
sollen nach der Bearbeitung grundtöniger klingen. Um dies zu ändern werden zunächst
alle Pfeifen des Werkes ausgebaut und eingelagert.
Ein erklecklicher Teil tritt die Reise nach Bünzwangen in unsere
Werkstatt an. Hier werden die Umbauarbeiten Registerweise vorgenommen.
Außerdem muss eine neue Posaune 16' hergestellt werden. Viel Arbeit
also, die nicht vor Ort erledigt werden kann. Hier sieht man schon
teilweise leergeräumte Windstöcke. In jedem sichtbaren Loch stand eine
Pfeife.
Ein weiterer Teil der Pfeifen verbleibt in der Kirche. Auf den
Arbeitsplatten werden sie ausgebreitet und sortiert, danach sicher
verpackt.